Universität KonstanzExzellenzcluster „Kulturelle Grundlagen von Integration“

„How do we compose a common world?“

11. Mai 2016

Bruno Latours Existenzweisen der Moderne(n)

Workshop der DFG-Forschergruppe „Mediale Teilhabe. Partizipation zwischen Anspruch und Inanspruchnahme“

Nachdem die Akteur-Netzwerk-Theorie in den Kontext der Medienwissenschaft auf vielfältige Weise Eingang gefunden hat, legt Bruno Latour und viele MitstreiterInnen eine Kombination von Internetplattform und Buchpublikation vor, die die ANT reformuliert und in eine Auseinandersetzung bzw. einen „vorläufigen Bericht“ über sämtliche Existenzweisen der Moderne(n) überführt.

Fünfzehn Existenzweisen werden dabei tabellarisch unterschieden und mit mehr oder weniger eingängigen Abkürzungen versehen: Wissenschaft (REF), Technik (TEC), Politik (POL), Literatur (FIC), Religion (REL) usw. Mit dem Begriff der Existenzweise ist das Versprechen verknüpft, die vermeintliche Gegenüberstellung von Akteur und Netzwerk, die (nicht nur in der Medienwissenschaft) zu zahlreichen Missverständnissen im Anschluss an die ANT geführt hat, zu überwinden. Auch die Trennung zwischen Medium und Substanz, Sprache und Sein steht mit dem Begriff der Existenzweise auf dem Spiel.

Er zielt stattdessen auf die Verflechtung von sämtlichen Lebensbereichen, denn: auch die globalen Problemstellungen der Moderne, von denen der Klimawandel nur ein Beispiel unter vielen darstellt, verknüpfen TEC, POL, REF und andere Modi der Existenz. Im Unterschied zum abstrakten Begriff des Netzwerks gerät mit dem Begriff der Existenzweisen auch die Art der Verflechtung selbst in den Blick. Unterschiedliche Zeitlichkeiten, Tonalitäten und Asymmetrien von Handlungsmacht gewinnen eine neue Aufmerksamkeit, und verlangen, so die These von Bruno Latour, diplomatisches Denken und Handeln in einem umfassenden Ausmaß.

Mit der Frage „How do we compose a common world?“ beginnt entsprechend die Internetplattform der AIME („An Inquiry of Modes of Existence“), an der sich bisher schon mehrere Tausend ForscherInnen innerhalb und außerhalb der akademischen Welt beteiligt haben.

Im Workshop sollen einige zentrale Aspekte der AIME diskutiert und mit benachbarten Ansätzen von Gilbert Simondon, Isabelle Stengers, Karen Barad und Etienne Souriau in Beziehung gesetzt werden. Im Zentrum steht dabei die Frage, wie sich medienwissenschaftliche Perspektiven von der ANT zum Projekt der AIME verschieben: vom Netzwerk zum Entanglement, vom Aktant zum Attachment, von der Konstruktion zur Instauration, von der Vermittlung zur Verflechtung von Existenzmodi. Auch die Frage nach der ästhetischen Dimension in Latours Arbeit soll dabei zum Thema werden.

Mi–Do, 11.–12. Mai 2016
Kulturwissenschaftliches Kolleg Konstanz (Bischofsvilla)
Otto-Adam-Str. 5, Konstanz

Kontakt

Robert Stock robert.stock[at]uni-konstanz.de